Skip to main content

Rhein- Ruhr- Magazin 04/2020

Die vielen Facetten von Licht

Licht ist eines der bedeutendsten Phänomene in allen Kulturen. Im Rhein-Ruhr-Magazin beleuchtet die Kolumnistin Nathalie Pagels dieses Phänomen aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Ist man als Farbberater mit dem Begriff „Licht“ konfrontiert, fächert sich sofort eine Bedeutungsvielfalt auf, die zu Missverständnissen führen kann und auch immer wieder führt. Licht bietet Stoff für eine Menge Fachdisziplinen, Ausbildungsberufen, Studiengängen und Wissenschaften. Zu Licht in Gestalt von Lampen und Leuchten fallen mir die von meinem Ausbilder weitergegebenen Eselsbrücken zur korrekten Nutzung der Begriffe ein: “Die Lampe ist was leuchtet“ und dass es sich nicht um eine Glühbirne handelte, denn Birnen hängten am Baum, sondern um eine Glühlampe, die von einer Leuchte gehalten würde.

Wissenschaftlich beleuchtet

Aus Sicht der Wissenschaft ist Licht Physik und Wellenlänge, Teilchenphysik und Chemie, Sinnesreiz und Empfindung, Philosophie und Symbolik. Und so wie der Kunsthistoriker in der Welt der Malerei nach Interpretationen und Ausdruck von Licht, und der Suche danach forscht, so wird sich der Naturforscher, der Biologe, der Physiker aus seinem Blickwinkel mit dem Licht beschäftigen. Die Facetten des Lichts sind vielfältig und faszinierend. Von der Antike bis zur Quantenforschung, von den alten Ägyptern über Goethe und Einstein, bis in die aktuelle und zukünftige Lichtforschung versuchen wir Menschen, das Licht und seine Wirkungsweisen zu ergründen. Und bei manchem Wissenschaftler stieg wohl mit dem Wissen auch die Ehrfurcht vor dem Licht.

Licht als Beginn der Schöpfung

Im Sinne der Metaphysik zeigt sich Licht in fast allen Religionen und Kulturen in ihren Schöpfungsmythen. Licht als Beginn der Schöpfung. Licht wird mit dem göttlichen verbunden. Licht als Ursprung des Lebens, als das Leben selbst. Und in der Tat ist es das Licht, das durch Photosynthese zu unserer Lebensgrundlage wird. Licht ist also lebensnotwendig. Und wären unsere Augen über lange Zeit der Dunkelheit ausgesetzt, in einem dunklen Schacht, wir würden erblinden. Allerdings würden wir auch erblinden, wären wir dem reinen Licht ausgesetzt. Man denke an die Schneeblindheit. Wir brauchen also ein ausgewogenes Verhältnis von Licht und Dunkel. Von Tag und Nacht.

Symbol für Zuversicht

Als Hoffnungsträger steht Licht für Zuversicht und Optimismus. Das Licht, das weitergegeben wird. Das Licht als Band und Kette für den Frieden. Als Kerze im Fenster und Leuchtturm im Dunkel. Das Licht der Morgenröte, das der finstersten Nacht folgt. Der lichte Frühling, der die „dunkle Jahreszeit“ ablöst. Das Licht, das den Weg erhellt oder ihn zeigt. Das eine Licht, das den ganzen Raum erleuchten kann. Die eine Kerze, an der hunderte andere Kerzen entzündet werden können.

Untrennbares Paar

Licht und Farbe sind untrennbar miteinander verbunden. Im Licht sind alle Farben als unterschiedliche Wellenlängen vorhanden. Der Regenbogen, ebenfalls Symbol der Hoffnung, berührt uns mit diesem Phänomen immer wieder aufs Neue, wenn wir ihn sehen.

In der Antike hielt man das „äußere“ Licht für das Sehen, welches den Göttern entströmte. Das „innere“ Licht, so glaubte man, entströme dem Auge. Und dass, wenn beide sich treffen, die Empfindung in die Seele gelangt. Daher rührt der altertümliche Begriff: „Augenlicht“.

Ich mag den Begriff des Augenlichts und nutze ihn als Aufforderung, das Sehen, das Augenlicht in all seiner Bedeutungsvielfalt, zu nutzen. Und dazu beizutragen, die Welt ein wenig heller und lebensbejahender zu gestalten. Unmissverständlich.

Redaktion: Karin Freislederer